Not so Nasty #GIRLBOSS

Schule und Studium gehasst und nicht so wirklich beendet? Diverse Ladendiebstähle begangen? Ständig gefeuert worden? Und dann ein 100-Millionen-Dollar-Plus Unternehmen aufbauen? Geht nicht?! Geht. Sogar prächtig unterhaltsam geht das – #GIRLBOSS Sophia Amoruso hat es vorgemacht.

girlboss-cover-mainSophia Amuroso, Jahrgang 1984, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des durch die Decke gegangenen und noch immer gehenden Online-Shopping-Portals Nasty Gal legt mit ihrem ersten Buch #GIRLBOSS die beinahe wunderhafte Geschichte ihres jungen, 2006 als eBay-Shop für Vintage Clothing gegründeten, Unternehmens vor. Parallel zur Erscheinung in den USA im vergangenen Jahr, gründete Frau Amoruso auch gleich die GIRLBOSS Stiftung, die Frauen im Kreativbereich auf dem Weg unterstützen möchte, die Karriere selbstbewusst in die eigenen Hände zu nehmen.

Nun haben wir es bei #GIRLBOSS allerdings keines Wegs mit einem feministischen Manifest zu tun. Eher mit einem Ein-Nein-ist-nicht-das-Ende-Manifest, ja, einem Motivationsbuch wenn man so will. Allerdings ohne esoterisches Blabla oder die üblichen, nervigen Du schaffst das! Floskeln. Die querköpfige Sophia Amoruso berichtet zuerst in lockerer Ausführlichkeit von ihrer Kindheit und Jugend, dem Austesten, und bisweilen Übertreten, von Grenzen, sowie diversen kleinen und größeren Fehltritten auf dem Weg ins junge Erwachsenenalter. Immer wieder eingestreut sind entweder die Empfehlung es ihr besser nicht nach zu tun (Ladendiebstahl) oder für sich selbst einzustehen (Lehrer herausfordern).

#GIRLBOSS Chapter 5

Treffend & erfrischend ehrlich.

Die elf Kapitel werden jeweils mit einer Zeichnung, einem Slogan und einem Zitat eingeleitet, was sehr gut zur lockeren und beinahe freundschaftlichen Schreibweise Sophia Amorusos passt. Die Kapitel sind kurzweilig und prägnant gehalten, unterhaltsame und treffende Zwischenüberschriften und Zitate gestalten das Lesen noch angenehmer. Besonders schön ist die Kategorie Portrait of a #GIRLBOSS, die sich am Ende einiger Kapitel findet. Hier beschreiben unter anderem eine Designerin, eine Bloggerin und die Einkaufsdirektorin von Nasty Gal was sie inspiriert hat, ihren Weg zu gehen und was es ist, dass sie tagtäglich antreibt.

#GIRLBOSS ist allerdings kein Managementratgeber, kein Elf Schritte zur ersten Million Buch, keine Anleitung zur Erstellung eines Businessplans. Ganz im Gegenteil sogar, Amoruso schreibt häufiger, dass sie selbst keinerlei Ahnung von diesen Dingen hatte oder noch immer lediglich bedingt hat und schlichtweg irgendwann einfach mal loslegte. Es ist also, wie bereits kurz erwähnt, ein Erfahrungsbuch, eine kurze Businessbiografie (der Weg zum Erfolg von Nasty Gal wird dann auch recht ausführlich dargelegt), natürlich eng verknüpft mit der autarken, gern auch mal etwas schnoddrigen Sophia Amoruso und ihrer Kick-Ass-Mentalität.

Somit bleibt dieser New York Times Bestseller natürlich auch eher an der Oberfläche des Ganzen, geht nicht in die Tiefe des E-Commerce und Begriffe wie B2B oder B2C finden sich ebenso wenig. Ein kleiner Einblick in die Bereiche Human Resources und Joint Venture wird dem Leser dann aber beispielsweise doch gegeben. Letztlich geht es der Autorin vielmehr darum, den LeserInnen Inspiration und Motivation zum einfach mal Aufstehen und (Weiter)Machen zu geben. Das schafft sie durchaus, beim Lesen fängt es etwas zu kribbeln an und man möchte dann auch mal wieder richtig loslegen und das, nun, genau das schaffen viele, viele professionelle Ratgeber im Leben nicht.

Anmerkung: Das Buch habe ich in englischer Sprache gelesen, denke aber, dass in der deutschen Übersetzung nicht allzu viel verloren gegangen sein durfte, inhaltlich ohnehin nicht.

englischsprachige Version: #GIRLBOSS, Sophia Amoruso, Portfolio Penguin, Taschenbuch, 256 Seiten, ca. 10-13€, ISBN-13: 978-0143108597

deutschsprachige Version: #Girlboss: Wie ich aus einem eBay-Shop das Fashionimperium Nasty Gal erschuf, Sophia Amoruso, Redline Verlag, Broschiert, 240 Seiten, 14,99€, ISBN-13: 978-3868815764

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